Karl Stülpner
Auch das Erzgebirge hat seine Berühmtheiten. Dazu zählt vor allem der Robin Hood des Erzgebirges Karl Stülpner. Er wurde am 30. September 1762 in Scharfenstein geboren und war ein Lebenskünstler. Zu Lebzeiten war er erzgebirgischer Soldat, Wildschütze, Schmuggler und Fabrikant.
Er lebte in einer Zeit voller historischer Umbrüche. Es herrschten die Französische Revolution und die napoleonische Kriege bis hin zur beginnende Industrialisierung. Vor allem in Sachsen wurden diese Umbrüche von sozialer Ungerechtigkeit geprägt. Durch das feudale Gesellschaftssystem wurde nur das Einkommen der Oberschicht gewährleistet. Die Landbevölkerung war währenddessen unzureichenden Lebensbedingungen ausgesetzt. Zu dieser Zeit durften das zahlreiche Hochwild in den erzgebirgischen Wäldern nicht gejagt werden, wo rüber sich der Wilddieb Stülpner hinwegsetzte und sich so eine gewisse Anerkennung schaffte.

Richter Holzkleiderbügel
in Olbernhau
Seit 1875 werden in Olbernhau Holzkleiderbügel hergestellt. Bis heute werden verschiedene Modelle von Kleiderbügel angefertigt.
Erzgebirge-ABC-Tipp
Holzkleiderbügel aus demErzgebirge
Sein Leben
Als achtes Kind einer Tagelöhner- und Landarbeiterfamilie verließ er früh sein Elternhaus. Er wollte selbst seinen Lebensunterhalt verdienen. Im Jahre 1780 ließ er sich für acht Jahre in Chemnitz als kurfürstlich-sächsischer Musketier anwerben. Fünf Jahre später war Stülpner auf dem Rückmarsch eines Mänovers fahnenflüchtig. In den darauf folgenden Jahren war er auf der Flucht. Von Böhmen über Ungarn, Österreich, Baden und Hessen gelangte er nach Hannover, wo er in ein Dragonerregiment gepresst wurde. Im gelang die erneute Fahnenflucht. Allerdings wurde er erneut erwischt und in ein preußisches Infanterieregiment, wo er am ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich teilnahm. 1793 wurde er bei Kaiserslautern verletzt und gekehrte 1794 in seine Heimat zurück.
In Scharfenstein lebte er unbehelligt von 1794 bis 1800. In dieser Zeit war er vermutlich als Wildschütze unterwegs und bekam den Ruf als Unterstützer und Beschützer der Armen, sowie Schmuggler und Räuber. Es war ein Geben und Nehmen zwischen ihm und den Scharfensteinern. Er versorgte die bedürftigen mit Fleisch und anderen wichtigen Gütern. Dafür schützen sie ihn vor der Justiz.
Nur knapp entging Karl Stülpner mehreren Verhaftungen. Während seiner Wildereizeiten lernte er seine Frau Johanna Christiane Wolf, auch die „Wölfin“ genannt, kennen. Sie war die Tochter des Ortsrichters Wolf, der die Ehe der beiden komplett ablehnte. 1796 ereilte das junge Glück einen harten Schicksalsschlag. Der erste geborene Sohn kam bereits tot zu Welt. Die Tochter Johanna Eleonora wurde 1799 geboren.
Nur ein Jahr später kehrte Stülpner freiwillig in die sächsische Armee zurück. Es wird vermutet, dass er dies tat, um die Versorgung seiner Tochter zu sichern. Durch Fürsprache von Freunden wurde er nicht als Deserteur bestraft und nahm 1806 an der Schlacht bei Jena teil. Dort geriet er in französische Gefangenschaft, wo er jedoch entfliehen konnte. Ein Gesuch, welches er 1807 zur Pflege seiner Mutter stellte, wurde abgelehnt. So desertierte er erneut und ging ins böhmische Daubitz. Seine Lebensgefährtin pflegte von da an seine Mutter bis zu deren Tode. Im Anschluss folgte sie Stülpner und heiraten in Daubitz.
In Böhmen betrieb Stülpner verschiedene Handelsgeschäfte und gründetet zu dem eine Zwirnfabrik, welche ihm einen gewissen Wohlstand brachte. Nach der Generalamnestie in Sachsen kehrte er 1813 zurück und kauft sein Geburtshaus. Auf Grund eines Schmuggelgeschäfts musste er 1820 Sachsen wieder verlassen und im selben Jahr verstarb seine Frau. Wieder in Böhmen lernte er seine zweite Ehefrau Anna Veronika Ventzora. 1821 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Die Hochzeit folgt 1823. Die Ehe hielt nur fünf Jahre. Er verließ, als sie mit dem zweiten Sohn schwanger war und kehrte nach Sachsen zurück.
Fortan zog er durch seine Heimat und erzählt Geschichten aus seinem Leben. Hier vermischte sich Wahrheit, Wunschvorstellung und Wildhüter-Romantik. Durch volkstümliche Schriftsteller wurden die Stülpner-Legende aufgegriffen. Daraufhin folgte 1832 die Veröffentlichung seines ersten Buches. Weitere Gedichte und Theaterstücke folgten. 1835 verkaufte er seine Lebensgeschichte an den Verleger Schönberg, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Allerdings wurde das Buch nach dem Erscheinen verboten. Trotz einer erstritten Entschädigung vor Gericht, wurde Stülpner wieder mittellos.
Seine letzten Jahre
Gekennzeichnet von Alterschwäche kehrte er um 1839 in seinen Heimatort zurück. Die letzten Lebensjahre erlebte er fast blind und in Krankheit. Versorgt wurde er aus der Armenkasse. Am 24. September 1841 starb er im Alter von 79 in Scharfenstein. Auf dem Großolbersdorfer Friedhof bis heute das Grab vom legendären Karl Stüplner erhalten.